Besuch des Grenzmuseums Friedland mit der Frauen-Union

Abschied. Ankunft. Neubeginn. Dieser Dreiklang begleitet jeden Besucher wie ein roter Faden durch die Ausstellung im Museum. „Er ist Sinnbild für das Unterwegssein der Menschen sowie für den Prozess der Migration, der hier in Friedland als Erstaufnahmestelle noch nicht abgeschlossen ist“, so Museumsführer Lothar Kämper. Eine Besonderheit des Grenzdurchgangslagers, das am 22.09.1945 in der damaligen britischen Besatzungszone eröffnet wurde, besteht darin, dass das Lager im Ort integriert ist. Die Menschen, die hier ankommen, teilen sich also die Wege mit den Bewohnern der Gemeinde.

Wenn Lothar Kämper uns die Geschichte von Friedland als Erstaufnahmelager für Flüchtlinge, Ausgewiesene und Vertriebene, Kriegsevakuierte, entlassene Kriegsgefangene und Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg vorstellt, geht er besonders auf die Schicksale einzelner Frauen ein und betont die bedeutende Rolle, die sie in unterschiedlicher Weise gespielt haben. So berichtet er von Ordensschwester Hedwig, die geborene Friedländerin war, und beispielhaft für viele junge Frauen steht, die im Dienst des Deutschen Roten Kreuzes den hier angekommenen Menschen vor allem medizinisch und sozial halfen. Der Fall der Käthe Hinze zeigt, wie schwierig es für Familien war, deren Angehörige nach dem Krieg in verschiedenen Besatzungszonen untergekommen waren, wieder zusammen zu finden, da ein Umzug von der einen in die andere Besatzungszone meistens nicht bewilligt wurde und nur unter schwierigsten Bedingungen möglich war. Anhand der Geschichte der Erna Borchert konnten wir nachvollziehen, wie der DRK-Suchdienst arbeitete und ermöglichte, dass Frauen ihre Männer teils nach Jahren der Trennung wiedersahen. Auch 6000 Kinder, die sich zum Teil nicht einmal an ihren eigenen Namen erinnerten, konnten erfolgreich wieder ihren Familien zugeordnet werden.

Das Museum Friedland bemüht sich um eine wissenschaftliche Aufarbeitung, erzählt daneben aber auch viele kleine Geschichten von Einzelschicksalen. Viele Zeitzeugen kommen eindrucksvoll zu Wort und lassen den Besucher verstehen, dass sich das, was die Menschen erlebten, auch auf die nächste Generation übertragen hat und noch unser heutiges Zusammenleben beeinflusst. Der Gang durch das Museum beginnt im Jahr 1945 und endet in der Gegenwart. Das entspricht der Intention des Museums, das die Geschichte des Grenzdurchgangslagers mit der Gegenwart als Aufnahmestelle verbinden will und damit von Flucht, Vertreibung, Migration und Integration erzählt. Der Aufnahmeprozess ist heute routiniert und erfolgt u.a. im Rahmen von Resettlement-Programmen, daneben kommen hier stets auch Individualflüchtlinge an. Doch an dem Grundsatz „Andere Länder, andere Sitten.“ lässt sich festhalten, denn verschiedenste Kulturen treffen hier gestern wie heute noch aufeinander. Unser Guide Lothar Kämper erzählt, dass auch Prominente wie Lukas Podolski, Miroslav Klose, Peter Maffay oder Helene Fischer in Friedland im Kindesalter ankamen. Seiner Einladung, das Museum ein weiteres Mal zu erkunden und die zahlreichen Schubladen zu öffnen und kleinen Geschichten zu entdecken, werden wir sicher folgen.