Wenn frau sich zu Hause nicht mehr sicher fühlt: Über das Frauenhaus Göttingen

Barbara D. empfängt uns in der Außenstelle. Der Ort ist diskret gehalten; es kommt uns ein bisschen so vor, als säßen wir in einem Praxiszimmer — und ganz so falsch liegen wir damit nicht. Denn hier finden Beratungen für Frauen statt, die nicht mehr weiterwissen.

Die stellvertretende Vorsitzende und die Pressesprecherin haben schon vor dem Aktiventreffen gestern den Beratungsort des Frauenhauses Göttingen besucht, um dann davon erzählen zu können; erlaubt sind Männer dort nicht.

Das Frauenhaus Göttingen gibt es seit 1980 und wurde im Zuge der Frauenbewegung gegründet. Sechs Mitarbeiterinnen bemühen sich darum, einen Schon- und Schutzraum für Frauen herzustellen, die sich zu Hause psychischer, physischer, sozialer und sexueller Gewalt ausgesetzt sehen.

Ein Zimmer im anonymen Frauenhaus steht ihnen und ihren Kindern für maximal vier Monate zur Verfügung. Das Zusammenleben erinnert an eine größere WG: Es wird gemeinsam gekocht, geputzt und Ausflüge ins Schwimmbad unternommen, um auf andere Gedanken kommen zu können oder sich auszutauschen.

Die Aufnahme erfolgt spontan und ohne Warteliste — deswegen muss auch immer einer der insgesamt zehn Plätze frei sein. Bei einer durchschnittlichen Auslastung von 70 Prozent im Jahr wird das manchmal sogar fast knapp.

Abhilfe leistet ein bundesweit flächendeckendes Netz aus Frauenhäusern, doch das macht es nicht unbedingt viel einfacher: Kinder müssen weiterhin zur Schule gehen, und für die Frauen ist es nicht immer leicht, zwischen neuem Wohnort und Job zu pendeln; ganz zu schweigen davon, dass es sich um eine Übergangslösung handelt. Göttingen ist mit der Einhaltung der maximalen Aufenthaltsdauer besonders strikt.

Das Land Niedersachsen unterstützt finanziell, jedoch nur nach Tagessätzen. Das bedeutet für die Mitarbeiterinnen: Sollte das Haus unterausgelastet sein, sind sie für Instandhaltungs- und Personalkosten auf Spenden und die Kooperation mit Verbänden angewiesen.

„Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre das eine stetige Finanzierung, um mehr Planungssicherheit zu haben“, sagt die Sozialpädagogin mit Zusatzausbildung.

Im neuen Koalitionsvertrag steht, man wolle sich um eine Unterstützung durch den Bund kümmern.

Wir sind gespannt.