Nur wer gebildet ist, kann sich entscheiden: Besuch des Geschäftsführers des CVJM

„Young man, there‘s no need to feel down, I said young man, pick yourself off the ground…“

Das Lied handelt von einem Mann, der sich verloren in einer fremden Stadt fühlt und nicht so recht weiß, wohin mit sich – doch es gibt ja einen Ort, an dem er für wenig Geld stets willkommen ist.

Die Rede ist vom „Christlichen Verein Junger Menschen“ (CVJM, englisch: „Young Men‘s Christian Association“ (YMCA)), dessen Hauptaufgabe die Unterstützung junger Menschen durch junge Menschen in nahezu jeglicher Hinsicht ist.

„Wir sind ökumenisch ausgerichtet. Zumindest versuchen wir das“, schmunzelt unser Gast vom ersten Februar. Roland Elsas ist seit acht Jahren hauptamtlicher Geschäftsführer des 120 Jahre alten CVJM e.V. Göttingen. Er erzählt von den Pfadfindern des Vereins, Ausflügen, vielen sportlichen Aktivitäten für Jung und Alt, Hausaufgabenbetreuung, kurz: von Dingen, die Geist, Seele und Leib fördern.

Klingt nach viel Spaß, ist aber auch nicht immer einfach. Man müsse sich nicht nur um Förder- und Spendengelder oder eine ausgewogene Mischung christlich-überkonfessioneller Gottesdienste bemühen, sondern auch Diskrepanzen in Wissenschaft und Glaube aushalten können. So ist die Gestaltung der Bildungsarbeit ebenso kein leichtes Thema, liegt doch der Verdacht der Missionierung nahe. „Wir lehren Geschichte und erklären das, was in der Bibel steht. Nur wer gebildet ist, kann sich letztendlich für etwas entscheiden“, sagt der 35-Jährige, der selbst erst vor kurzem Vater geworden ist. Für die, die sich dafür entschieden haben und die Arbeit hauptamtlich weiterführen möchten, gibt es sogar eine kleine Hochschule des CVJM für einen Bachelor- und Masterstudiengang in der Stadt des Hauptsitzes, Kassel-Wilhelmshöhe.

Der CVJM hat seine Ursprünge 1844 in London. Er sollte im Zuge der Industrialisierung und vermehrter Wanderung in die Städte durch christlichen Glauben Halt und Orientierung geben, damals nur für Männer. Das fand schnell großen Anklang und bald wurde das Angebot über gemeinsame Treffen, Bibelstunden und englische Grenzen hinaus ausgedehnt. Den ersten Verein in Deutschland gibt es seit 1883 in Berlin, seit den 1960er Jahren auch für Frauen. Über 45 Millionen hauptsächlich ehrenamtliche Mitglieder in 119 Ländern zählt der Weltbund heute.