Paris, London, Washington, Göttingen: Ein Besuch der Ausstellung „Gutenberg in Göttingen“

Nur vier auf Pergament gedruckte Exemplare der Gutenberg-Bibel existieren noch, und neben Paris, London und Washington liegt eine davon in Göttingen.

Immerhin kommt der Patrizier Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, auf diesem Wege in die Universitätsstadt. Denn auch, wenn der Titel der Ausstellung „Gutenberg in Göttingen“ zu Ehren seines 550. Todestages etwas in die Irre führt, hat er sie nie betreten. Hauptsächlich hielt er sich in Straßburg, Mainz und Frankfurt auf.

Trotz solcher extrem für die Forschung wichtigen Reliquien weiß man erstaunlich wenig über den europäischen Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Noch nicht einmal sein Geburts- und Todesjahr können verifiziert werden.

Was man weiß: Gutenberg war Handwerker — doch als Erfinder, Visionär und Revolutionär ging er in die Geschichte ein. „Heute würde man ihn für einen Geschäftsmann oder Unternehmer halten“, sagt Frido, der in Göttingen Geschichte studiert und uns mit seiner Kollegin Jule durch die Ausstellung führt. Auch damals hat man sich um die Finanzierung kümmern müssen; hat Investoren angesprochen, sich um Räumlichkeiten gekümmert und auf effizientes Arbeiten gesetzt. So trieb Gutenberg die Verbreitung der Bibel — dem Verkaufsschlager — und eine mediale Revolution voran. Bevor man dazu überging, sie zu drucken, konnten lediglich zwei bis drei Exemplare der Heiligen Schrift hergestellt werden — pro Jahr, denn bis dahin wurden sie handschriftlich verfasst. Um die gedruckte Version möglichst originalgetreu wiederzugeben, kreierte der Mainzer 206 Bleilettern aus eigener Legierung, die dieser Schrift möglichst nahekommen.

Und so hob Gutenberg die Anzahl auf 180 Exemplare im Jahr. Altes und Neues Testament — das 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde — Ablassbriefe, eine Geschäftsurkunde, ein „Catholicon“ — von dem man nur vermuten kann, dass es von Gutenberg stammt — und ein Musterbuch — eine Anleitung für die Illustration der Bibel — befinden sich nun in der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek.

Hier wird mithilfe digitalisierter Versionen geforscht, weil man sich erhofft, Rückschüsse auf das Heute ziehen zu können: Damals wie jetzt hat man mit gravierenden medialen Veränderungen umgehen müssen.

Noch bis zum siebten Oktober ist die Ausstellung geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos, etwa einstündige Führungen finden immer am Wochenende um elf Uhr statt.