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Die Sondierungen sind abgebrochen, Deutschland steht vor einer neuen historischen Aufgabe. Die bestehenden Möglichkeiten scheinen ungefähr alle gleich kompliziert oder schwer umsetzbar zu sein: Klingt nach der berühmten Wahl zwischen Pest und Cholera. Oder?

Ob eine Minderheitsregierung sinnvoll ist war das erste Diskussionsthema. Was zunächst nach Effizienzverlusten klingt, ist bei genauerem Hinsehen aber vielleicht eine gangbare Lösung. Es eröffneten sich dadurch Chancen, die die Parteienkrise der vergangenen Jahre auffangen könnten, weil sie die Möglichkeit bietet das jeweilige Profil zu schärfen. Viele Meinungen beleben die Diskussion und das beflügelt die Demokratie. Den Vorwurf des „Einheitsbreis“ könnte sich die AfD nicht mehr zu Nutze machen. Und sollte eine Minderheitsregierung dennoch scheitern, sind Neuwahlen auch in zwei Jahren durchführbar.

Doch auch wenn das Experiment lohnenswert erscheint, darf die internationale Perspektive nicht vergessen werden. Deutschland als Anker in Zeiten von Instabilität: Eine Position, die Verantwortung bedeutet, sowohl innerhalb des Landes als auch Europas.

Eine Diskussion mit sehr geteilten Meinungen.

Da wirkt die Frage, ob es legitim ist einen Nachbau des Holocaust-Denkmals in die Nähe von Björn Höckes Haus zu bauen, umso besser zu beurteilen.

Künstler und Aktivisten mieteten dafür ein Grundstück mithilfe von Spendengeldern und forderten einen Kniefall Höckes vor ihrem Kunstwerk.

Übertriebene Forderung hin oder her: Meinungs- und Kunstfreiheit ist ein hohes Gut in Deutschland. Die Künstler haben das Recht, über den Boden zu verfügen, für den sie bezahlt haben. Und weitaus kreativer als andere Protestäußerungen war die Aktion allemal.

Ums Bezahlen ging es auch in unserem dritten Diskussionsthema, in einer Angelegenheit, die uns alle angeht: EU-Präsident Tajanis Vorschlag europäische Steuern einzuführen stößt bei Europaskeptikern auf Empörung. Es wäre ein nächster Schritt zur Vertiefung der Integration – und lässt gleichzeitig die elementaren Fragen wiederaufleben. Die Wirtschaftsgemeinschaft als Friedensgarant, so war es einst gedacht. Dass dabei die Etablierung einer Wertegemeinschaft sowohl Bedingung als auch Konsequenz fürs Gelingen ist, löst in etwa so viele Probleme wie sie schafft. Es gilt aufzupassen, dass „Mehr Europa!“ nicht zum Selbstzweck mutiert – und dass man der EU nicht den „Leviathan“ austreiben muss. So rücken die „Vereinigten Staaten von Europa“ nämlich in nicht allzu weite Ferne.

Ob das gut oder schlecht ist, bleibt auch angesichts der internationalen Situation offen. Fest steht allerdings, dass es riskant ist in instabilen Zeiten separatistische Tendenzen zu provozieren. Wenn man doch das Gegenteil erreichen will.